RÜCKBLICK
LANDSKRON 2
03.09.2023
LANDSKRON 2 war intensiv. Voller kraftvoller Geschichten, Stimmen und Töne. Bewegend innen und aussen und inmitten der Natur mit spektakulären Aussichten. Hier ein kleiner Rückblick auf den 3. September 2023.
Weiter unten Eindrücke vom Try Out Landskron 1 im 2022.
Raquel Fernández begrüsste uns gleich an der Tramhaltestelle Zoo Basel mit einer Performance, die uns auf den Tag voller Überraschungen und Entdeckungen einstimmte. In Begleitung eines anspruchsvollen Vierbeiners, bewegte die Tänzerin und Künstlerin sich über und zu Grenzen - nachdenklich, behutsam und gleichzeitig spielerisch humorvoll erzählte ihre Performance persönlich und dennoch abstrakt von Nähe und Distanz, von Fremdheit und Vertrautheit und weckte beim Publikum neue Gedanken über eigene Barrieren, die es zu überwinden oder aufzubauen gilt.
Die Autorin wartete auf uns auf einer Wiese unter der Burg Landskron mit Auszügen aus ihrem bald erscheinenden Roman. Mit Blick auf die Weite der Wiesen und Felder, folgten wir ihren Worten in den Stall, warfen einen liebevollen Blick auf die Kühe; erhaschten etwas vom Gefühl für Land und Tier Verantwortung zu übernehmen und bemerkten, wie durchs ersehnte Nichtstun die Natur sich jeden Moment alles wieder zurückholen kann. Durch ihren Einblick erahnten wir, welche Geschichten sich hinter den uns umgebenden Feldern noch alles verbergen könnten.
Die Bäuche und Hirne mit neuen Eindrücken gefüllt, brachten Rebecca und Pawel uns anschliessend in Bewegung. Gemeinsam mit den Tänzer*innen nahmen wir uns jede*r einen Moment für sich selbst, kamen langsam wieder in Bewegung, hüpften und tanzten schliesslich miteinander und umeinander in der elsässischen Hügellandschaft. Beschwingt und mit neuer Frische nahmen wir auch den letzten Anstieg auf die Burg in ungewohnter Weise – rückwärtslaufend eröffneten sich uns neue Wahrnehmungen auf die Umgebung und auf unser gemeinsames Gehen.
Ein Raunen ging durch die Menge, als Rebecca Solari von Creme Solaire im gelb-wippend-sprudelig-sahnigen Kostüm im uralten Tor hoch oben in der Burg erschien. Zusammen mit Pascal Stoll eroberte sie die Burg mit stürmischer Stimme und einer körperlichen Präsenz, die nicht nur uns, sondern auch die Burg ins Schwanken und Staunen brachte. Mit ihrer performativen Wucht haute Creme Solaire uns aus unserer Gelassenheit, die Rhythmen und Melodien liessen uns jubeln und stampfen und mit und ohne Worte mitsingen. Als die Ausgelassenheit eigentlich nicht mehr grösser werden konnte, haute ein spontanes Duett mit Baby Volcano das Publikum vollständig aus den Socken.
Der Burgsaal begann zu glühen, als die ersten Beats von Baby Volcano aus den Boxen wummerten. Zunächst düster brodelnd hinter mystischen Woll-Masken verborgen begannen Baby Volcano und ihre beiden Musikerinnen / DJs das Publikum langsam in ihren Bann zu ziehen. Nach den ersten flüsternden, rhythmisch anziehenden Tönen waren wir Baby Volcano schon ganz nah, folgten ihren explosiven Bewegungen in ein immer ausuferndes, treibendes und auch wütendes Erlebnis, bis sich unsere Körper in einem aktivistischen Rave aus Trap Beats, guatemaltekischen Rhythmen und anstachelnden spanisch-französischem Gesang fast von alleine verausgabten.
Julia Rüegger & Valerie Katharina Meyer
Die beiden Autorinnen und Performerinnen begleiteten die letzten Besucher*innen im leuchtenden Mondschein herunter wieder zurück in die Stadt. Wie von dem goldigen Mondschein angesteckt, machten die beiden in ihren goldigen Anzügen aus der grellen Tram eine funkelnde Geschichten-Bahn und versprühten mit ihren poetischen Worten über Begegnungen, Liebe und Beziehungen die richtige Gute-Nacht-Stimmung, die die müden, aber begeisterten Besucher*innen schon auf dem Weg zum phantasievollen Träumen brachte.
Sein Licht machte aus dem alten Burgsaal einen warm-düsteren und mysteriös-funkelnden Ort, in dem die alten Steine zu leuchten begannen und Baby Volcano mit dem Publikum in eine andere Welt abdrifteten konnte, vorbei an verschiedenen Dimensionen von Zeit, Farbe und Ort im schwebend-tanzenden pulsierenden Rhythmus.
Nach einem Spaziergang von Flüh in Baselland durch die Wälder über die Grenze nach Frankreich trafen wir am Wegesrand auf Lukas Merkelbach. Der Biologe erzählte von der Arbeit der Naturschützer*innen, die aus dem verwaldeten Gebiet wieder ein Paradies für seltene Pflanzenarten und für die Ziegen des Bauernhofs Domaine du Geissberg gemacht haben. Er lenkte die Blicke auf Grünes, Surrendes und Fliegendes und philosophierte über den Begriff des Natürlichen. Angesteckt von seiner Begeisterung wurde der letzte Teil des Spaziergangs noch summender und bunter.
Nachdem wir bereits mit den Ohren und Augen durch die Wiesen streiften und von der Arbeit in und mit der Natur hörten, lud uns Domaine du Geissberg zur geschmacklichen Erkundung ihrer Arbeit auf ihrem biodynamischen Hof im Nachbarsdorf Biederthal ein. Vom frischen Ziegenkäse, über den unverwechselbaren würzigen Munster bis hin zu knackiger Saussisson und frisch gebackenem weichen Brot, schlemmten wir mit anerkennendem Murmeln die Produkte aus der Milch der Kühe, denen wir beim Grasen zuschauten.
Nachdem Rebecca und Pawel uns aktivierend inspirierend zur Burg geführt hatten, erkundeten sie mit ihren eigenen Körpern im gegenseitigen tänzerischen Spiel den Eingang der Landskron. Dabei wälzten sie sich durch den uralten Tunnel, wirbelten den steinigen Staub auf und machten aus den Mauern elastische Abflugsorte für ihre akrobatisch-organischen Bewegungen.
Auf dem Turm empfingen uns die beiden Musikerinnen mit einem akustischen und visuellen Spektakel. Ihre Klänge aus Modular, Gitarre und Stimme schwebten mit den Rauchschwaden über das Publikum hinaus in die Landschaft und mit ihnen verliessen uns auch die Schwärme an fliegenden Ameisen, die eben noch das Sichtfeld verpixelten. Flüsternde, murmelnde Stimmen überlagerten sich mit Gesprächsfetzen aus anderen Orten und Frequenzen. Beschwörende Töne, mal zarte, mal kraftvolle Gesänge und verfremdet verzerrte Gitarrenklänge steigerten sich in ihrer Performance zusammen mit dem neonfarbenen wabernden Sonnenuntergang wie in einer Lavalampe zu einer Zeremonie, die uns in andächtig sphärische Schwingungen versetzte.
Der Berner Autor erkundet seine Umgebung nicht nur gern mit seinen Füssen, sondern auch mit Wörtern. An Landskron 2 nahm er die Besucher*innen mit von der Burg nach Füh, in die Tram zurück in die Stadt. Seine Geschichten nahmen Fahrt auf und hielten dabei immer wieder an den Ortsnamen der Haltestellen. Gemeinsam mit seinen Worten stiegen wir kurz aus und warfen einen Blick hinter die Bedeutung dieser Ortsbezeichnungen und zu den Geschichten, die vielleicht hinter ihnen stecken. Die Fahrt zurück in die Stadt wurde zu einer poetischen Entdeckungsreise des Weges und weckte bei den Besucher*innen noch mehr Reiselust auf neue Perspektiven.
Mit Leontine Souliers Artwork konnten wir uns bereits vor Landskron 2 auf den Weg von der Stadt aufs Land hoch zur Burg Landskron machen. Im hellen warmen Sonnenschein durch bunte Hügel, mit den Namen der Künstler*innen im Kopf für die Vorfreude, vorbei an grasenden Kühen, überraschenden Aus- und Einblicken, hoch zu in allen Farben schillernden Sonnenspektakel auf der Burg bis zum mystisch glitzernden Mondschein über altem Gemäuer. Und auch jetzt im Nachhinein erzählt uns ihre Zeichnung noch von einem Tag voller Eindrücke und Begegnungen, der uns so bunt wie ihre Farben im Gedächtnis bleibt.
Bar & Kulinarik
Landskron 2 bot allerlei Sprudelndes und Traubiges aus der Region. Vom lokalen Crémant, über Weisswein, aber auch Rosé bis hin zum elsässischen Meteor-Bier, einer der letzten grossen Familienbrauereien im Elsass, lud die Burgbar mit Sitz- und Hänggelegenheiten aus holzigen Restbeständen zum Geniessen ein. In der zweiten Ausgabe sorgte der Verein Wallasitter aus Leymen für zufriedene Bäuche mit dem allerseits beliebten Flammekueche, der in seiner vegetarischen Version sogar seine Premiere am Landskron feierte.
TRY OUT LANDSKRON 1
02.09.2022
Am Wegesrand im Wald las die Journalistin ihren Text über die Biologin Florianne Köchlin, die sich mit Pflanzenkommunikation beschäftigt. Flora und Fauna begleiteten die Teilnehmenden auf ihrem Spaziergang von da an auf andere Weise.
Sanja Lukanović
Nach dem letzten Anstieg wurden die Teilnehmenden auf besonders fürstinnenhafte Weise auf der Burgruie Landskron von der Performerin begrüsst. Eine kraftvolle, melodische und humorvolle Hommage an die Burg selbst, die dem Publikum ein überraschtes Lachen auf das Gesicht zauberte.
Frisch aus Paris auf dem Land angekommen, zog uns die Performerin und Musikerin mit ihrem Klang-Bewegungs-Experiment im spektakulären Sonnenuntergang auf dem Turm der Landskron in den Bann. Mit Aussicht auf die Hügel beider Länder verschmolzen Sounds, Farben und Rhythmus zu einem magischen Bühnenspektakel.
David Löffel Saltzmann
Er brachte die Burg zum Leuchten und zwar aus sich selbst heraus. Durch ihn wurden die Burgwände lebendig und konnten sich zu den Sounds von Anklin | Oron bewegen und das Publikum in den Bann ziehen. Auch seine Installation auf dem Nachhauseweg liess die Besucher*innen noch einmal ein- und dann heraustauchen in eine funkelnde, bereichernde Burgerfahrung.
Max Wyss
Der langjährige Präsident des Vereins «Pro Landskron» wuchs im Grenzweiler Tannwald auf und gab in LANDSKRON 1 Einblick in die Geschichte der Grenzsteine. Er ermöglichte den Zuhörer*innen ganz neue Erkenntnisse zu diesen Artefakten einer bewegten Geschichte.
Ausgelassener französischer Chanson-Pop begeisterte die Besucher*innen im Inneren der Burg. Mit ihrer charmanten Energie versetzte die Band aus Genf Ohren und Beine in Schwingungen und erfrischte die sommerlichen Köpfe mit der richtigen Portion Unbeschwertheit.
Das Duo verwandelte das Innere der Burg in eine hypnotische Klanglandschaft, in der die Töne und Rhythmen sich gegenseitig anstachelten und den Raum und die dort Anwesenden einnahmen, bis die Wände sich in den Köpfen der Zuhörer*innen zu bewegen begannen. Ein Abschluss, der zu Raunen und Jubellauten führte.
Kulinarik
Landskron 1 war ein Genuss für alle Sinne - auch für die Geschmackssinne. An der selbstgebauten Bar gab es feinsten Weisswein und Crémant aus der Region, frisch gezapftes Bier, Rosé für die Sommerstimmung und einige lokale nicht alkoholische Erfrischungsgestränke.
Die elsässischen Flammekueche schmeckten - vor allem durch den sympatischen Einsatz vieler Besucher*innen.